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08.05.2020

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Biergärten und Friseure öffnen - aber die Zukunft der bayerischen Heilbäder bleibt ungewiss

In Europas meistbesuchtem Kurort Bad Füssing wartet man bisher vergeblich auf Signale aus der Politik, wie es mit Bayerns Heilbädern und Thermen weitergeht - Oberösterreichische Thermen jenseits der Grenze sollen bereits Ende Mai wieder geöffnet werden

Bad Füssing - Alle reden von der Öffnung der Nord- und Ostseeinseln, von Deutschlands Küsten und Stränden für den Tourismus. Den meisten der 320 deutschen Heilbäder in den küstenfernen Regionen hilft das wenig. "Wenn unsere Thermen geschlossen bleiben, werden trotz offener Hotels kaum Gäste kommen", sagt Bad Füssings Bürgermeister Tobias Kurz. Zumal voraussichtlich ab Ende Mai Österreichs Thermen wieder öffnen dürfen. Manche liegen nur wenige Kilometer vor der Haustüre der Kurorte des Bayerischen Golf- und Thermenlands.

"Wenn die bayerischen Thermen geschlossen bleiben, würde gerade für uns in der Grenzregion ein enormer Wettbewerbsnachteil entstehen - weil viele unserer potenziellen Gäste dann auf die nahegelegenen Bäder in Oberösterreich ausweichen", fürchtet der Bad Füssinger Bürgermeister.

Das trifft vor allem Bad Füssing im Landkreis Passau. Das Flaggschiff unter den deutschen Heilbädern stand noch 2019 mit seinen 2,4 Millionen Übernachtungen und 1,6 Millionen Thermenbesuchern hinter München und Nürnberg auf Platz drei in der bayerischen Tourismus-Statistik. Jetzt steht der Kurort nahe Passau leer: 94 Prozent aller Reisenden kommen und kamen laut Studien zum Baden in die drei Thermen des Orts. "Bleiben die Thermen zu, liegt unser gesamter Fremdenverkehr weiter auf dem Trocknen", ahnt Tobias Kurz.

Aktuell herrscht in und um Europas weitläufigster Thermenlandschaft, in der sich im Normalbetrieb monatlich 140.000 Badegäste tummeln, gähnende Leere. Dabei hängen in der industriearmen Region an der bayerisch-österreichischen Grenze 4500 Arbeitsplätze direkt und indirekt am Thermen-Tourismus. Mit einer halben Milliarde Euro Umsatz hält der Kurbetrieb die Wirtschaft der gesamten Region am Laufen. 16.000 Gästebetten stehen leer. 150 Ärzte und Physiotherapeuten warten auf Patienten. Und die Reha-Kliniken am Ort schreiben rote Zahlen, weil ein Großteil der 1000 Behandlungsbetten im Rahmen des Corona-Krisenmanagements für die Akutversorgung freigehalten werden musste.

Bad Füssing traf der "Corona-Lockdown" zur Unzeit. Unter dem Motto "Bad Füssing erfindet sich neu" haben Kommune, öffentliche Hand, Thermenbetreiber, Gastronomie und Beherbergungsbetriebe in der letzten Zeit mehr als eine Viertelmilliarde Euro in Infrastruktur und noch mehr Gästekomfort investiert - in neue Saunawelten, Wohlfühlattraktionen, spektakuläre Architektur und auch in die Erbohrung eines neuen Thermalbrunnens zur langfristigen Absicherung der Thermalwasserversorgung. "Wie all das Investment wieder verdient werden soll, steht in den Sternen", fürchtet Kurz. "Wir kennen die Öffnungstermine für die bayerischen Biergärten, können wieder zum Friseur gehen. Aber weder auf Bundes- noch auf Landesebene gibt es Signale oder einen Zeitplan, wann Bayerns Heilbäder wieder ihre Pforten öffnen können", kritisiert der Bürgermeister.


Fakten zu Bad Füssing

Bad Füssing ist mit knapp 2,4 Millionen Übernachtungen und über 1,6 Millionen Besuchern pro Jahr Europas übernachtungsstärkstes Heilbad. 93 Prozent der Gäste sind Stammgäste. Bad Füssing verwöhnt seine Besucher mit der größten Thermenlandschaft Europas: 100 Therapie-, Entspannungs- und Bewegungsbecken mit insgesamt 12.000 Quadratmetern Wasserfläche in den drei großen Thermen und in Hotels, Sanatorien und Kliniken. Das legendäre Bad Füssinger Thermalwasser, das mit bis zu 56 ºC in einmaliger Wirkstoff-Zusammensetzung aus 1.000 Metern Tiefe sprudelt, ist der Motor für die Erfolgsgeschichte des Kurortes. Bad Füssings Heilwasser enthält eine besondere Art von Sulfid-Schwefel mit starker Heilwirkung gegen Gelenkerkrankungen, Rheuma und Rückenprobleme.
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